Bauten

11|2023

Architekturpreis-Favoriten der Öffentlichkeit: die Marktpavillons in Turku

Beim finnischen Holzarchitektur-Wettbewerb (Puupalkinto 2023) haben die im Sommer 2022 fertiggestellten Pavillons am Markplatz von Turku die meisten Stimmen der Öffentlichkeit auf sich vereint. An dieser Abstimmung konnte sich jedermann beteiligen. Der Jury-Hauptpreis, der ebenfalls gestern bekannt gegeben wurde, ging an das hier vor einer Woche vorgestellte Schul- und Kulturhaus „Monio“ in Tuusula. 

Das städtebauliche Konzept der Universitäts- und Hafenstadt Turku (Südwestfinnland) für eine Neugestaltung ihres zentralen Marktplatzes sah vor, dort kleinere, witterungsgeschützte Räume zu schaffen und gleichzeitig das neue Parkhaus unter dem Marktplatz mit dem darüber liegenden Stadtraum zu verbinden. 

Der Entwurf von Schauman & Nordgren Architects (SNA) ordnete drei Pavillongebäude entlang den Rändern der Marktfläche an. Ein größerer und zwei kleinere Pavillons ragen dort nun wie Bäume aus dem Boden. Ihre rundumlaufenden Vordächer bieten Schutz wie die Kronen uralter Baumveteranen. In ihren „Erdstämmen“ sind Treppenhäuser zur Tiefgarage, die lufttechnischen Anlagen der Restaurationsbetriebe und weitere technische Versorgungseinrichtungen verborgen. 

Der ehemals sehr nüchternen Zweckfläche (Marktstände, Parkplatz) wurden mit der Sanierung neue Funktionen hinzugefügt und dort Aufenthaltsorte geschaffen: z.B. in sechs kleineren Restaurationsund Einzelhandelsflächen, die unter den Pavillondächern angeordnet sind. 620 m² verpachtet die Stadt dort nun, u.a. an ein Wein- und Speiselokal, ein Schnellrestaurant, ein Café und weitere Einzelhändler wie z.B. ein Blumenladen. Außerdem wurden überdachte Sitzgelegenheiten an den Bushaltestellen geschaffen. In Kombination machen sie den zentralen Platz zu jeder Jahreszeit attraktiv und halten ihn belebt. 

Auf den ersten Blick könnte man meinen, dass es sich um Holzbauten handelt. Tatsächlich sind es aber Hybridbauten mit stählernem Tragwerk. Stahlbeton-Treppenhäuser mit Liftschacht steifen die Konstruktion aus. Die Holzfassade vom ursprünglich auf den Schiffsinnenausbau spezialisierten Handwerksbetrieb Paatimaakarit („Bootsbauer“) aus Turku versteckt das Stahltragwerk der Pavillons. Für die Fassadenverkleidung wurden insgesamt 2000 formverleimte Leimholzelemente individuell CNC-gefräst. Die Bauarbeiten führte Rakennustoimisto Jussit Oy aus Naantali aus.

  • Architektur: Schauman & Nordgren Architects (SNA)
  • Bauausführung: Rakennustoimisto Jussit Oy 
  • Holzbau: Paatimaakarit
  • Fotos: SNA / Arco Architects; Rakennustoimistojussit